6 Trends aus der Krise für Sie zusammengefasst
Am Puls der Zeit – das Evolutionizer Trendradar
Der harte Lockdown scheint erst einmal überstanden. Deutschland und Europa erwachen wieder. Obwohl die Folgen der Krise für alle noch nicht vollständig greifbar sind, zeichnen sich für die großen Beratungsunternehmen klare Trends ab. Auch wir beobachteten diese Veränderungen, haben diese mit unserer Erfahrung aus der Praxis kombiniert und die wichtigsten Trendthemen für Sie zusammengefasst:
Trend #1: Massive Auswirkungen auf die Profitabilität & Zunahme an M&A-Aktivitäten
Die großen Unternehmen erwarten massive Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf ihre Profitabilität. Das geht aus dem Capital Confidence Barometer von Ernst & Young hervor, für das mehr als 2.900 Manager weltweit – auch in Deutschland – befragt wurden. Den Ergebnissen nach, sehen die Unternehmer nicht nur Risiken, sondern auch die Chance eines günstigen Zukaufs, um den eigenen Marktanteil durch Fusionen und Übernahmen zu erhöhen. Es wird auch deutlich, dass Kooperationen an Bedeutung gewinnen und eine erhöhte Bereitschaft besteht, sich auch von Unternehmensteilen zu trennen.
Trend #2: Mehr Unabhängigkeit von und Neudenken der Zulieferkette
Mit dem Shut-Down wurden Prognosen über das Wirtschaftswachstum stark nach unten korrigiert. Auch wenn Konjunkturpakete verabschiedet wurden, ist mit einer schweren Rezession zu rechnen.
Einige von Deutschlands wichtigsten Handelspartnern wie China und Norditalien sind besonders schwer von der Covid-19-Pandemie betroffen. Demzufolge konnten Produktions- und Konsumgüter nicht nach Deutschland importiert werden – die Weiterverarbeitung der Produkte wurde lahmgelegt. Entwicklungen wie diese führen zum Umdenken über kürzere Transportwege bzw. größere Unabhängigkeit vom Weltmarkt, z. B. durch die regionale Produktion von Zulieferprodukten und Bauteilen. Auch die Just-in-Time-Produktion mit geringen Lagerbeständen wird überdacht.
Dem Capital Confidence Barometer von Ernst & Young zufolge möchte jeder zweite Konzern die eigenen globalen Lieferketten überdenken. Knapp die Hälfte der deutschen Unternehmen beschleunigt die eigene Transformation und setzt auf Automatisierung und Digitalisierung. Die Bereiche Automobil und Transport, aber auch die Konsumgüterindustrie und der Bereich Life Sciences sind den Befragten nach überdurchschnittlich stark von den Auswirkungen der Covid-19-Krise betroffen.
Trend #3: Digitalisierungsdruck im Gesundheitswesen und im öffentlichen Bereich
Im Gesundheitswesen und im öffentlichen Sektor wurden Lücken im Personalmanagement, der medizinischen Versorgung und der Digitalisierung deutlich. Die Krise hat Organisationen gezwungen, einen nächsten Digitalisierungsschritt zu gehen, und es gelang innerhalb kürzester Zeit digitale Projekte umzusetzen, die ursprünglich erst für 2022 oder später geplant waren. Gleichzeitig wurden Lücken mit Blick auf Digitalisierungspotenziale bei Prozessen, Strukturen, Wissen und Fähigkeiten aufgedeckt.
Beispielsweise hat der stationäre Handel aufgrund der Komplettschließungen radikal umdenken müssen, um weiterhin im Geschäft zu bleiben. Vorteile hatten die Unternehmen, die bereits über einen Online-Shop und resiliente IT-Infrastrukturen verfügen.
Gerade im öffentlichen Sektor gibt es Aufholbedarf in puncto mobiles Arbeiten, Videokonferenzen und Skalierbarkeit. Sicherheitsrisiken und -lücken müssen reduziert werden. Cloudbasierte Lösungen können hier Abhilfe schaffen: Sie sind schnell einsatzbereit, skalierbar, berücksichtigen Datenschutzvorgaben und sorgen für stabil laufende Prozesse.
Trend #4: Neue Bedeutung und gestiegene Verantwortung des CIO
Mit der Krise verändert sich die Bedeutung und Rolle des CIOs – er wird zum „kritischen Erfolgsfaktor“ und sein Aufgabengebiet noch umfangreicher.
Nun gilt es nicht mehr nur die Infrastrukturen zu schaffen, entsprechende Hardware oder Technologien bereitzustellen, der CIO muss täglich dafür sorgen, dass die kritischen Infrastrukturen, Systeme sowie Prozesse auch bei wechselnden und ansteigenden Anforderungen stabil laufen. Er wird fortan ein noch stärkeres Bindeglied, das während der Krise den Geschäftsbetrieb aufrecht hält und dafür sorgt, dass neue Arbeitsweisen auch tatsächlich gelebt und wirksam werden. Zudem ist er der Treiber für die weitere technologische Transformation und hat dafür Sorge zu tragen, dass Organisationen Krisensituationen dieser Art künftig besser meistern.
Trend #5: Robuste Shared Services als Wettbewerbsvorteil
Shared Services konzentrieren Funktionen oder Tätigkeiten, die sonst auf verschiedene Stellen verteilt sind. Um diese Ressourcen zu bündeln, werden die internen Aufgaben an einer zentralen Stelle zusammengefasst. Sinnvoll und kostensparend ist diese Zentralisierung geschäfts- und abteilungsübergreifend beispielsweise im Rechnungswesen, IT-Service oder in der Personalverwaltung.
In der aktuellen Krise haben sich etablierte Shared Services mit einem gewissen digitalen Reifegrad als Vorteil herausgestellt. Technisch gut vorbereitet, haben sie ohne große Unterbrechungen mobiles Arbeiten ermöglicht. Künftige Krisenpläne werden verstärkt moderne Arbeitsweisen und -methoden berücksichtigen, sodass mobiles Arbeiten keine oder nur geringe Produktivitätseinbußen zur Folge hat. Es hat sich gezeigt: Ein hoher digitaler Reifegrad bei Kernprozessen führt zu höherer Stabilität und Robustheit gegen Störungen.
Trend #6: Diversity & Inklusion werden in der Krise zum Erfolgsfaktor
Der Geschäftserfolg eines Unternehmens hängt maßgeblich von der Diversität der Mitarbeiter und Führungskräfte ab. Was viele schon lange geahnt haben, konnte McKinsey & Company in ihrer Studie im Mai 2020* bestätigen: Diversität gewinnt. Der Studie zufolge führt eine hohe Gender-Diversität zu Vorteilen – unter anderem auch zu überdurchschnittlicher Profitabilität.
Gemischte Führungsteams tun sich in Zeiten der Krise leichter: Unterschiedlich denkende und agierende Menschen stellen unterschiedliche Fragen und beleuchten Themen aus verschiedenen Perspektiven. Die Beurteilung der Ausgangslage gewinnt darüber an Schärfe und Diversität führt zu einer ganzheitlicheren Betrachtung.
*Für die Studie wurden die Daten von mehr als 1.000 Unternehmen aus 15 Ländern analysiert.